Wave- und Gothic Treffen 2006, Teil 2: Man müsste sich zweiteilen können...

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Den zweiten Tag auf dem WGT starteten wir im Schauspielhaus, wo Amber (4 Fotos) gegen 16.30 Uhr begann. Ich hatte in den Tagen vor dem WGT mal in die CD "Rabenflug" hineingehört und dachte mir, dass man sich die recht interessante Mischung aus mittelalterlich angehauchten Folkklängen und interessanten Texten mit einer angenehmen weiblichen Stimme durchaus auch mal live anhören sollte - aber ehrlich gesagt hat es mich dann doch eher enttäuscht. Was auf der CD besonders auch durch den häufig zweistimmig ausgelegten Gesang sehr schön rüberkommt, wirkte für mich live doch oft recht dünn und die Stimme wirkte auch nicht unbedingt sicher.

Amber im SchauspielhausO.k., ich bin nun nicht gerade Folk-Fan, aber die längeren Passagen mit weiblicher Stimme und Querflöte erweckten bei mir eher ungute Assoziationen an Folkmusik aus den frühen Siebzigern und hatte für mich ziemliche Längen. Was mich allerdings echt gestört hat, war das Schlagzeug - vielleicht lag's am Sound, aber es wirkte oft zu laut und wenig gefühlvoll gespielt zu den eher ruhigen Songs. Ich will der Band, die symptahisch herüber kam, nicht unrecht tun, aber in meinen Ohren plätscherte das Konzert etwas zu sehr vor sich hin und hatte keine Highlights - auch wenn es durchaus freundlichen Applaus vom Publikum nach dem Konzert gab. Vielleicht ist's ja einfach nicht so meine Baustelle, auch wenn ich mir die CD durchaus anhören kann. Dani fand's dann auch gar nicht schlecht, wobei Ihr auch leichte Schwächen bei der Stimme auffielen und sie meinte, dass sie sich die Musik der Band gut produziert im Studio als gut vorstellen könne. Ein ganz wichtiges Detail ;o) fiel Ihr auch noch auf: Die Sängerin hatte das exakt gleiche Kleid an wie tags zuvor Lisa von Xandria... *g*


Auch beim folgenden Act O Quam Tristis (4 Fotos) aus Frankreich hatte ich zuvor mal in einige CD's hineingehört und war sehr gespannt, wie die sehr eigene Mischung aus mittelalterlichen und poppigen Elementen mit einem gregorianisch orientierten Gesang ausschliesslich mit lateinischen Texten sich wohl live anhören würde.

O Quam Tristis - Gesang auf höchstem NiveauIm Hintergrund der ganz in mystisch blaues Licht getauchten Bühne sorgte erst einmal der herumirrende Mauszeiger einer Powerpoint-Präsentation für ein Schmunzeln, bevor dann während des ganzen Konzertes Fensterbilder mit gothischen Kirchenfenstemotiven gezeigt wurden. Nach und nach betraten O Quam Tristis (4 Fotos), bestehend aus drei männlichen und 2 weiblichen Musiker/Innen und Sänger/Innen zu sphärischen, pulsierenden Keyboardklängen die Bühne. Wie schon hier zu Beginn gab es auch im weiteren Verlauf des Konzerts eine interessante, absolut unaufdringliche "Choreographie", so dass z.B. immer nur die jeweils singenden Musiker dem Publikum zugewandt waren oder auch häufig die Positionen an den Mikros gewechselt wurden und trotz der oft vorwiegend ruhigen, hypnotischen Klänge so auch immer etwas Bewegung auf der Bühne war. Das blaue geheimnisvolle Licht, die kirchlichen Motive und die getragenen Stimmen liessen unweigerlich eine etwas sakrale, feierliche und beruhigende Stimmung aufkommen, die einen davontragen konnte.

Dani war in den bequemen dicken Sesseln im Schauspielhaus dann auch tatsächlich mal ein Weilchen eingenickt, was definitiv nicht an Langeweile, sondern den beruhigenden, warmen Klängen der Musik und der herrlichen Stimmen lag. Musik zum Träumen, Wegdriften, Abschalten irgendwo im Dunstkreis zwischen gregorianischen Chorälen, düsteren bis elektronisch poppigen Klängen, kirchlichen, mittelaterlichen, folkloristischen bis hin zu leichten World-Musik-Elementen. Gesangstechnisch war es sicher mit das Beste, was ich in den letzten Jahren live gehört habe. Beeindruckende Harmonien, ein tolles Wechselspiel zwischen weiblichen "heavenly voices" und angenehm tiefen, warmen männlichen Stimmen, wirklich beeindruckend und gänsehauterzeugend.

O Quam Tristis machen eine ganz eigene, ausgefallene Musik, die man sicher nicht unbedingt jeden Tag hören mag, aber insbesondere aufgrund der perfekten Gesangsarbeit absolut hörenswert ist. Ich werde auf alle Fälle demnächst mal auf die Pirsch nach CD's der Band gehen und kann O Quam Tristis live, insbesondere in einem solchen feinen passenden Ambiente wie dem Schauspielhaus, jedem nur empfehlen, der für solche Musik offene Ohren hat.


Dark Sanctuary (8 Fotos) als den nächsten Act hatte ich bereits vor 2 Jahren am gleicher Stelle schon einmal erleben können und noch in guter Erinnerung. Die französische Band macht dunkle, traurig-melancholische Musik mit starken klassischen Anleihen vorwiegend mit akustischen Instrumenten, verstärkt durch orchestrale, schwermütige Klänge aus den Keyboards. Über allem schwebt voller Wehmut und tiefem Ausdruck die klare, helle Stimme der Sängerin Dame Pandora mit Texten in Ihrer Muttersprache französisch.

Dark Sanctuary - Standing Ovations für ein tolles KonzertOhne der französischen Sprache mächtig zu sein, können sich meinem Gefühl nach die sehr poetisch anmutenden Texte nur um Schmerz und Leid, Leben und Tod, Einsamkeit, Ängste, Trauer, die vorwiegend dunklen, nachdenklichen und eher schmerzvollen Momente im Leben drehen, denn auch die anspruchsvolle, manchmal sakrale und manchmal auch recht düstere Musik löst diese Emotionen bei mir aus. Schwere, manchmal fast bombastische Klangteppiche wechseln mit getragenen Violinenmelodien ab, aber auch die leiseren Töne mit akustischen Instrumenten weisen immer diese Traurigkeit und Schwermut auf.

Dark Sanctuary (8 Fotos) sind alles andere als leichte Kost, auch die CD's sind definitiv nichts zum "nebenbei hören" - man muss sich schon wirklich darauf einlassen und sollte nicht unbedingt gerade in allzu depressiver Stimmung sein... ;o)

An manchen Passagen etwas störend empfand ich den Sound des Schlagzeugs, auf den CD's sonst immer ein Garant für volle, pathetische und dramatische Momente. Trotz des sonst insgesamt sehr guten Sounds im Schauspielhaus klang das Schlagzeug manchmal etwas nach Pappeimer und kam gelegentlich etwas polternd und blechern herüber- das ist dann aber auch der einzige Kritikpunkt, den ich nennen kann. Ein beeindruckendes Konzert voller Tiefe und Schwermut, sehr gute Musiker, eine Fülle an Klängen und Emotionen und eine sichtlich bewegte Sängerin mit einer wundervollen Stimme - das wurde im vollbesetzten Schauspielhaus absolut zu recht mit tosendem Applaus und Standing Ovations belohnt.


Während sich Dani, Sabine und Klaus nach Dark Sanctuary eiligst auf den Weg zum Völkerschlachtdenkmal aufmachten, um miLù zu sehen (Dani's Konzertbericht davon folgt sehr bald), blieb ich im Schauspielhaus, um mir Iridio (12 Fotos) anzuschauen. Wer mich kennt, weiß, dass schon sehr viel passieren muss, dass ich freiwillig auf ein Konzert mit Anke verzichte. Es hat mich innerlich fast zerrissen, aber die Chance, die italienische Band Iridio auch einmal live zu erleben, konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen, zumal ich sozusagen als persönlicher Glücksbringer von Valentina, der supernetten Sängerin von Iridio, schon fest versprochen hatte, da zu sein. So ganz unschuldig am Iridio-Auftritt beim WGT war ich wohl auch nicht, denn ich hatte Valentina vor längerer Zeit über Mail auf die Idee gebracht, mal beim WGT wegen eines Auftritts nachzufragen.

 

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Valentina, die Sängerin von IridioEs ist immer schwer, Musik zu umschreiben, aber die verschiedenen Einflüsse der "Celtic Ambient Music" von Iridio (12 Fotos), wie es im offiziellen Pressetext heisst, passt schon ganz gut. Ich zitiere daraus mal weiter: "... is inspired by Folk and Celtic tradition and Medieval Music, however it's enriched by Ambient atmospheres, ethnic nuances, electronic sounds and Dark Gothic tones." ... "makes reference to the most different artists from Dead Can Dance to Loreena McKennitt, Enya, Kate Bush, Tori Amos and Vangelis." Große Namen, aber die Einflüsse sind auch wirklich zu hören, ohne dass es Iridio an Eigenständigkeit fehlt. Die einzige bisher erschienene CD "Waves of Life" zählt auch nicht ohne Grund zu meinen Lieblings-CD's... :o) - hört mal rein, lohnt sich!

Das Schauspielhaus war auf alle Fälle das perfekte Ambiente für Iridio's abwechslungsreiche Musikmischung aus keltischen, mittelalterlichen und orientalischen Elementen, leider aber nur recht spärlich mit vielleicht 150 - 200 Leuten gefüllt. Hier muss man vielleicht auch dem Veranstalter einen kleinen Vorwurf machen, eine hierzulande leider fast unbekannte Band auf den Top-Termin Samstags abends um 20 Uhr zu platzieren, zumal die "Konkurrenzveranstaltungen" natürlich auch viele Menschen woanders hin gezogen haben. Man hätte Iridio (und auch den Menschen, die das Konzert verpasst haben) sicher einen Gefallen getan, sie z.B. vor Dark Sanctuary spielen zu lassen.

Iridio: Franz und ValentinaDas Konzert begann mit sphärischer Musik und der Stimme von Valentina, der Sängerin, aus dem Off, die uns abwechselnd in englisch und deutsch (sehr süß mit dem italienischen Akzent *smile*) ankündigte, was uns erwartet und versprach, uns mit auf eine Reise in die Welt Ihrer Musik zu entführen. Verstärkt durch den Gitarristen Daniele Defranchis betraten dann Iridio, eigentlich ein Duo bestehend aus dem Keyboarder Franz und Valentina, die Bühne und starteten mit dem ruhigen und verträumten "The windy shore". Der gesamte Auftritt hatte dann auch tatsächlich etwas von der angekündigten Reise in verschiedene Musikwelten, so gab es neben Ausflügen in keltische und mitttelalterliche Klänge z.B. auch einen Block aus 3 Songs mit orientalischen Elementen, darunter auch ein neuer Song, der mir sehr gut gefiel. Für mich war es ein besonders schönes Erlebnis, 4 neue Songs (darunter eine wunderschöne, melancholische Ballade) und auch einige mir bekannte Lieder in anderen Versionen als auf der CD zu hören.

Setlist Iridio WGT 2006:     (thanks to Valentina :o))

1. The windy shore

2. Silent Song


3. Star dancers (new song, the title may change!)

4. The One you are waiting for
(new song, the title and the lyrics will be different on the album!)

5. Soul in cage
(new song, the title will be probably
different on the album!)


6. Arabesque

7. New World Child

8. Enchanting Lights
(new song!)

9. Intro: Prelude by J. S. Bach BW999
--> Moondust

10. My (dream)world


Eine Vielzahl der Sounds kam zwangsläufig über Samples (für ein komplettes Orchester, was ich mir richtig fein vorstellen könnte, war leider kein Platz im Gepäck... ;o)), aber die wichtigsten Elemente wurden natürlich live von Keyboarder Franz gespielt. Wirklich beeindruckend, wie er die vielfältigen, phantasievollen und komplexen Klänge beherrscht, man spürt, wie sehr er seine Musik lebt und liebt. Sehr wohltuend fand ich es auch, dass zusätzliche Vocalspuren nur vereinzelt eingespielt wurden, und so Valentina's wunderschöne Stimme "live und pur" zu hören war. Valentina ist mit Ihrer Stimme, Ihren anmutigen, verträumten Bewegungen und Ihrer Ausstrahlung natürlich der Mittelpunkt von Iridio, lässt aber auch den beiden anderen Musikern viel Raum für anspruchsvolle und abwechslungsreiche Instrumentalpassagen. So wurde z.B. auch ein klassisches Stück von Johann Sebastian Bach auf der Akustikgitarre geboten - wie ich später von Valentina erfuhr, hatte der Gitarrist Danielle darauf bestanden, in Leipzig auch ein Stück von Bach zu spielen... ;o)

Valentina - ein zauberhaftes und sehr nettes Wesen... :o)Mir hat das gesamte Konzert ausgesprochen gut gefallen. Es war abwechslungsreich, hatte keinerlei Längen, der Sound war sehr gut und es gab viele Gänsehautmomente, ganz besonders durch Valentina's emotionalen, traumhaft schönen Gesang. Eine wunderbare Reise in verschiedene musikalische und emotionale Welten, die ich sehr gerne bald einmal wiederholen möchte... :o)

Nach dem Konzert hatte ich die Gelegenheit, noch eine ganze Weile mit Valentina zu reden. Sie war trotz der meiner Meinung nach eher geringen Zuschauerzahl zufrieden mit dem Konzert und hat das tolle Ambiente im Schauspielhaus sehr genossen. Die neue CD ist in Arbeit, aber ein Veröffentlichungstermin ist noch nicht abzusehen. Zu Ihrem großen Bedauern hatte sie es aufgrund des vielen Verkehrs tags zuvor leider nicht mehr geschafft, zwei von Ihren Lieblingsbands Xandria und The Gathering live zu sehen und da sie schon am nächsten morgen recht früh wieder nach Italien zurückfahren mussten, wurde es auch nichts mehr mit Ihrem ursprünglichen geplanten Besuch des Theatre of Tragedy Konzerts und von Liv Kristine am nächsten Tag. Ich hätte noch stundenlang mit der sympathischen Valentina und ihrer lieben, positiven Ausstrahlung reden können, aber nachdem mittlerweile das Schauspielhaus bereits die Türen verschlossen hatte und die Lichter ausgingen, musste ich dann doch langsam mal der wiederholten Aufforderung der Security nachkommen und mich langsam davon machen... ;o)

Na, vielleicht klappt das ja dann beim nächsten WGT - ich würde mich sehr freuen, Iridio bald einmal wieder live erleben zu können... :o)


Trotz der vielen Eindrücke und tollen Konzerte hatte ich noch nicht genug und wollte mir anschliessend noch Theatre of Tragedy (8 Fotos) im "Kohlrabizirkus" ansehen. Nach einem recht weiten Weg entpuppte sich die für mich neue Location als echte Überraschung: Wo ich eigentlich eher ein eigens für's WGT aufgestelltes Zirkuszelt erwartete, stand ein riesiger Kuppelbau, der locker einige Tausend Besucher verkraftet. Nell, die "neue" weibliche Stimme von Theatre of TragedyTheatre of Tragedy hatten anscheinend gerade angefangen und die Chancen, bei den vielen Besuchern noch halbwegs weit nach vorne zu kommen, waren ziemlich gering - aber auch mit etwas Abstand und bei gutem Sound konnte ich eine druckvolle, fetzige Show auf der grossen Bühne sehen. Ich hatte die Musik von Theatre of Tragedy schon eine Weile nicht mehr verfolgt und war sehr angenehm überrascht, wie gut viele für mich neue Songs rüberkamen - sehr viel Power, klasse Instrumentalparts und ein recht großer Anteil an weiblichem Gesang der "neuen" Sängerin Nell, die live überzeugend wirkte. Fragt mich nicht nach einer Setlist, ich gehe mal davon aus, dass der Großteil der Songs aus dem aktuellen Album "Storm" kam - was ich mir wohl aufgrund des feinen Live-Eindrucks der Band auch sehr bald mal besorgen muss... ;o)

Blah und Pics by Wolfgang

 

Hier gehts zum dritten Teil des WGT-Berichts

 
djanga.de - die miLù / mila mar fanpage