Den
zweiten Tag auf dem WGT starteten wir im Schauspielhaus, wo Amber
(4 Fotos)
gegen 16.30 Uhr begann. Ich hatte in den Tagen vor dem WGT mal in
die CD "Rabenflug" hineingehört und dachte mir, dass
man sich die recht interessante Mischung aus mittelalterlich angehauchten
Folkklängen und interessanten Texten mit einer angenehmen weiblichen
Stimme durchaus auch mal live anhören sollte - aber ehrlich
gesagt hat es mich dann doch eher enttäuscht. Was auf der CD
besonders auch durch den häufig zweistimmig ausgelegten Gesang
sehr schön rüberkommt, wirkte für mich live doch
oft recht dünn und die Stimme wirkte auch nicht unbedingt sicher.
O.k.,
ich bin nun nicht gerade Folk-Fan, aber die längeren Passagen
mit weiblicher Stimme und Querflöte erweckten bei mir eher
ungute Assoziationen an Folkmusik aus den frühen Siebzigern
und hatte für mich ziemliche Längen. Was mich allerdings
echt gestört hat, war das Schlagzeug - vielleicht lag's am
Sound, aber es wirkte oft zu laut und wenig gefühlvoll gespielt
zu den eher ruhigen Songs. Ich will der Band, die symptahisch herüber
kam, nicht unrecht tun, aber in meinen Ohren plätscherte das
Konzert etwas zu sehr vor sich hin und hatte keine Highlights -
auch wenn es durchaus freundlichen Applaus vom Publikum nach dem
Konzert gab. Vielleicht ist's ja einfach nicht so meine Baustelle,
auch wenn ich mir die CD durchaus anhören kann. Dani fand's
dann auch gar nicht schlecht, wobei Ihr auch leichte Schwächen
bei der Stimme auffielen und sie meinte, dass sie sich die Musik
der Band gut produziert im Studio als gut vorstellen könne.
Ein ganz wichtiges Detail ;o) fiel Ihr auch noch auf: Die Sängerin
hatte das exakt gleiche Kleid an wie tags zuvor Lisa von Xandria...
*g*
Auch beim folgenden Act O Quam Tristis
(4 Fotos)
aus Frankreich hatte ich zuvor mal in einige CD's hineingehört
und war sehr gespannt, wie die sehr eigene Mischung aus mittelalterlichen
und poppigen Elementen mit einem gregorianisch orientierten Gesang
ausschliesslich mit lateinischen Texten sich wohl live anhören
würde.
Im
Hintergrund der ganz in mystisch blaues Licht getauchten Bühne
sorgte erst einmal der herumirrende Mauszeiger einer Powerpoint-Präsentation
für ein Schmunzeln, bevor dann während des ganzen Konzertes
Fensterbilder mit gothischen Kirchenfenstemotiven gezeigt wurden.
Nach und nach betraten O Quam Tristis (4 Fotos),
bestehend aus drei männlichen und 2 weiblichen Musiker/Innen
und Sänger/Innen zu sphärischen, pulsierenden Keyboardklängen
die Bühne. Wie schon hier zu Beginn gab es auch im weiteren
Verlauf des Konzerts eine interessante, absolut unaufdringliche
"Choreographie", so dass z.B. immer nur die jeweils singenden
Musiker dem Publikum zugewandt waren oder auch häufig die Positionen
an den Mikros gewechselt wurden und trotz der oft vorwiegend ruhigen,
hypnotischen Klänge so auch immer etwas Bewegung auf der Bühne
war. Das blaue geheimnisvolle Licht, die kirchlichen Motive und
die getragenen Stimmen liessen unweigerlich eine etwas sakrale,
feierliche und beruhigende Stimmung aufkommen, die einen davontragen
konnte.
Dani war in den bequemen dicken Sesseln im Schauspielhaus
dann auch tatsächlich mal ein Weilchen eingenickt, was definitiv
nicht an Langeweile, sondern den beruhigenden, warmen Klängen
der Musik und der herrlichen Stimmen lag. Musik zum Träumen,
Wegdriften, Abschalten irgendwo im Dunstkreis zwischen gregorianischen
Chorälen, düsteren bis elektronisch poppigen Klängen,
kirchlichen, mittelaterlichen, folkloristischen bis hin zu leichten
World-Musik-Elementen. Gesangstechnisch war es sicher mit das Beste,
was ich in den letzten Jahren live gehört habe. Beeindruckende
Harmonien, ein tolles Wechselspiel zwischen weiblichen "heavenly
voices" und angenehm tiefen, warmen männlichen Stimmen,
wirklich beeindruckend und gänsehauterzeugend.
O Quam Tristis machen eine ganz eigene, ausgefallene
Musik, die man sicher nicht unbedingt jeden Tag hören mag,
aber insbesondere aufgrund der perfekten Gesangsarbeit absolut hörenswert
ist. Ich werde auf alle Fälle demnächst mal auf die Pirsch
nach CD's der Band gehen und kann O Quam Tristis live, insbesondere
in einem solchen feinen passenden Ambiente wie dem Schauspielhaus,
jedem nur empfehlen, der für solche Musik offene Ohren hat.
Dark Sanctuary (8 Fotos)
als den nächsten Act hatte ich bereits vor 2 Jahren am gleicher
Stelle schon einmal erleben können und noch in guter Erinnerung.
Die französische Band macht dunkle, traurig-melancholische
Musik mit starken klassischen Anleihen vorwiegend mit akustischen
Instrumenten, verstärkt durch orchestrale, schwermütige
Klänge aus den Keyboards. Über allem schwebt voller Wehmut
und tiefem Ausdruck die klare, helle Stimme der Sängerin Dame
Pandora mit Texten in Ihrer Muttersprache französisch.
Ohne
der französischen Sprache mächtig zu sein, können
sich meinem Gefühl nach die sehr poetisch anmutenden Texte
nur um Schmerz und Leid, Leben und Tod, Einsamkeit, Ängste,
Trauer, die vorwiegend dunklen, nachdenklichen und eher schmerzvollen
Momente im Leben drehen, denn auch die anspruchsvolle, manchmal
sakrale und manchmal auch recht düstere Musik löst diese
Emotionen bei mir aus. Schwere, manchmal fast bombastische Klangteppiche
wechseln mit getragenen Violinenmelodien ab, aber auch die leiseren
Töne mit akustischen Instrumenten weisen immer diese Traurigkeit
und Schwermut auf.
Dark Sanctuary (8 Fotos)
sind alles andere als leichte Kost, auch die CD's sind definitiv
nichts zum "nebenbei hören" - man muss sich schon
wirklich darauf einlassen und sollte nicht unbedingt gerade in allzu
depressiver Stimmung sein... ;o)
An manchen Passagen etwas störend empfand
ich den Sound des Schlagzeugs, auf den CD's sonst immer ein Garant
für volle, pathetische und dramatische Momente. Trotz des sonst
insgesamt sehr guten Sounds im Schauspielhaus klang das Schlagzeug
manchmal etwas nach Pappeimer und kam gelegentlich etwas polternd
und blechern herüber- das ist dann aber auch der einzige Kritikpunkt,
den ich nennen kann. Ein beeindruckendes Konzert voller Tiefe und
Schwermut, sehr gute Musiker, eine Fülle an Klängen und
Emotionen und eine sichtlich bewegte Sängerin mit einer wundervollen
Stimme - das wurde im vollbesetzten Schauspielhaus absolut zu recht
mit tosendem Applaus und Standing Ovations belohnt.
Während sich Dani, Sabine und Klaus nach Dark
Sanctuary eiligst auf den Weg zum Völkerschlachtdenkmal aufmachten,
um miLù zu sehen (Dani's Konzertbericht davon folgt sehr
bald), blieb ich im Schauspielhaus, um mir Iridio
(12 Fotos)
anzuschauen. Wer mich kennt, weiß, dass schon sehr viel passieren
muss, dass ich freiwillig auf ein Konzert mit Anke verzichte. Es
hat mich innerlich fast zerrissen, aber die Chance, die italienische
Band Iridio auch einmal live zu erleben, konnte ich mir einfach
nicht entgehen lassen, zumal ich sozusagen als persönlicher
Glücksbringer von Valentina, der supernetten Sängerin
von Iridio, schon fest versprochen hatte, da zu sein. So ganz unschuldig
am Iridio-Auftritt beim WGT war ich wohl auch nicht, denn ich hatte
Valentina vor längerer Zeit über Mail auf die Idee gebracht,
mal beim WGT wegen eines Auftritts nachzufragen.
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Teil des WGT-Berichts
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Es
ist immer schwer, Musik zu umschreiben, aber die verschiedenen Einflüsse
der "Celtic Ambient Music" von Iridio
(12 Fotos),
wie es im offiziellen Pressetext heisst, passt schon ganz gut. Ich
zitiere daraus mal weiter: "... is inspired by Folk and Celtic
tradition and Medieval Music, however it's enriched by Ambient atmospheres,
ethnic nuances, electronic sounds and Dark Gothic tones." ...
"makes reference to the most different artists from Dead Can
Dance to Loreena McKennitt, Enya, Kate Bush, Tori Amos and Vangelis."
Große Namen, aber die Einflüsse sind auch wirklich zu
hören, ohne dass es Iridio an Eigenständigkeit fehlt.
Die einzige bisher erschienene CD "Waves of Life" zählt
auch nicht ohne Grund zu meinen Lieblings-CD's... :o) - hört
mal rein, lohnt sich!
Das Schauspielhaus war auf alle Fälle das
perfekte Ambiente für Iridio's abwechslungsreiche Musikmischung
aus keltischen, mittelalterlichen und orientalischen Elementen,
leider aber nur recht spärlich mit vielleicht 150 - 200 Leuten
gefüllt. Hier muss man vielleicht auch dem Veranstalter einen
kleinen Vorwurf machen, eine hierzulande leider fast unbekannte
Band auf den Top-Termin Samstags abends um 20 Uhr zu platzieren,
zumal die "Konkurrenzveranstaltungen" natürlich auch
viele Menschen woanders hin gezogen haben. Man hätte Iridio
(und auch den Menschen, die das Konzert verpasst haben) sicher einen
Gefallen getan, sie z.B. vor Dark Sanctuary spielen zu lassen.
Das
Konzert begann mit sphärischer Musik und der Stimme von Valentina,
der Sängerin, aus dem Off, die uns abwechselnd in englisch
und deutsch (sehr süß mit dem italienischen Akzent *smile*)
ankündigte, was uns erwartet und versprach, uns mit auf eine
Reise in die Welt Ihrer Musik zu entführen. Verstärkt
durch den Gitarristen Daniele Defranchis betraten dann Iridio,
eigentlich ein Duo bestehend aus dem Keyboarder Franz und Valentina,
die Bühne und starteten mit dem ruhigen und verträumten
"The windy shore". Der gesamte Auftritt hatte dann auch
tatsächlich etwas von der angekündigten Reise in verschiedene
Musikwelten, so gab es neben Ausflügen in keltische und mitttelalterliche
Klänge z.B. auch einen Block aus 3 Songs mit orientalischen
Elementen, darunter auch ein neuer Song, der mir sehr gut gefiel.
Für mich war es ein besonders schönes Erlebnis, 4 neue
Songs (darunter eine wunderschöne, melancholische Ballade)
und auch einige mir bekannte Lieder in anderen Versionen als auf
der CD zu hören.
Setlist
Iridio WGT 2006:
(thanks to Valentina :o))
1. The windy shore
2. Silent Song
3. Star dancers (new
song, the title may change!)
4. The One you are waiting for (new
song, the title and the lyrics will be different on
the album!)
5. Soul in cage (new song, the
title will be probably
different on the album!)
6. Arabesque
7. New World Child
8. Enchanting Lights (new song!)
9. Intro: Prelude by J. S. Bach BW999 -->
Moondust
10. My (dream)world
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Eine Vielzahl der Sounds kam zwangsläufig über Samples
(für ein komplettes Orchester, was ich mir richtig fein vorstellen
könnte, war leider kein Platz im Gepäck... ;o)), aber
die wichtigsten Elemente wurden natürlich live von Keyboarder
Franz gespielt. Wirklich beeindruckend, wie er die vielfältigen,
phantasievollen und komplexen Klänge beherrscht, man spürt,
wie sehr er seine Musik lebt und liebt. Sehr wohltuend fand ich
es auch, dass zusätzliche Vocalspuren nur vereinzelt eingespielt
wurden, und so Valentina's wunderschöne Stimme "live und
pur" zu hören war. Valentina ist mit Ihrer Stimme, Ihren
anmutigen, verträumten Bewegungen und Ihrer Ausstrahlung natürlich
der Mittelpunkt von Iridio, lässt aber auch
den beiden anderen Musikern viel Raum für anspruchsvolle und
abwechslungsreiche Instrumentalpassagen. So wurde z.B. auch ein
klassisches Stück von Johann Sebastian Bach auf der Akustikgitarre
geboten - wie ich später von Valentina erfuhr, hatte der Gitarrist
Danielle darauf bestanden, in Leipzig auch ein Stück von Bach
zu spielen... ;o)
Mir
hat das gesamte Konzert ausgesprochen gut gefallen. Es war abwechslungsreich,
hatte keinerlei Längen, der Sound war sehr gut und es gab viele
Gänsehautmomente, ganz besonders durch Valentina's emotionalen,
traumhaft schönen Gesang. Eine wunderbare Reise in verschiedene
musikalische und emotionale Welten, die ich sehr gerne bald einmal
wiederholen möchte... :o)
Nach dem Konzert hatte ich die Gelegenheit, noch
eine ganze Weile mit Valentina zu reden. Sie war trotz der meiner
Meinung nach eher geringen Zuschauerzahl zufrieden mit dem Konzert
und hat das tolle Ambiente im Schauspielhaus sehr genossen. Die
neue CD ist in Arbeit, aber ein Veröffentlichungstermin ist
noch nicht abzusehen. Zu Ihrem großen Bedauern hatte sie es
aufgrund des vielen Verkehrs tags zuvor leider nicht mehr geschafft,
zwei von Ihren Lieblingsbands Xandria und The Gathering live zu
sehen und da sie schon am nächsten morgen recht früh wieder
nach Italien zurückfahren mussten, wurde es auch nichts mehr
mit Ihrem ursprünglichen geplanten Besuch des Theatre of Tragedy
Konzerts und von Liv Kristine am nächsten Tag. Ich hätte
noch stundenlang mit der sympathischen Valentina und ihrer lieben,
positiven Ausstrahlung reden können, aber nachdem mittlerweile
das Schauspielhaus bereits die Türen verschlossen hatte und
die Lichter ausgingen, musste ich dann doch langsam mal der wiederholten
Aufforderung der Security nachkommen und mich langsam davon machen...
;o)
Na, vielleicht klappt das ja dann beim nächsten
WGT - ich würde mich sehr freuen, Iridio bald einmal wieder
live erleben zu können... :o)
Trotz der vielen Eindrücke und tollen Konzerte
hatte ich noch nicht genug und wollte mir anschliessend noch Theatre
of Tragedy (8 Fotos)
im "Kohlrabizirkus" ansehen. Nach einem recht weiten Weg
entpuppte sich die für mich neue Location als echte Überraschung:
Wo ich eigentlich eher ein eigens für's WGT aufgestelltes Zirkuszelt
erwartete, stand ein riesiger Kuppelbau, der locker einige Tausend
Besucher verkraftet. Theatre
of Tragedy hatten anscheinend gerade angefangen und die Chancen,
bei den vielen Besuchern noch halbwegs weit nach vorne zu kommen,
waren ziemlich gering - aber auch mit etwas Abstand und bei gutem
Sound konnte ich eine druckvolle, fetzige Show auf der grossen Bühne
sehen. Ich hatte die Musik von Theatre of Tragedy schon eine Weile
nicht mehr verfolgt und war sehr angenehm überrascht, wie gut
viele für mich neue Songs rüberkamen - sehr viel Power,
klasse Instrumentalparts und ein recht großer Anteil an weiblichem
Gesang der "neuen" Sängerin Nell, die live überzeugend
wirkte. Fragt mich nicht nach einer Setlist, ich gehe mal davon
aus, dass der Großteil der Songs aus dem aktuellen Album "Storm"
kam - was ich mir wohl aufgrund des feinen Live-Eindrucks der Band
auch sehr bald mal besorgen muss... ;o)
Blah und Pics by Wolfgang
Hier gehts zum dritten Teil des WGT-Berichts
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